SCH
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Agassishorn (rechts neben Finsteraarhorn)
Einst machte sich eine Reisende aus dem fernen Süden auf den langen Weg übers Meer nach Norden. Es hieß, dass dort bereits andere lebten, die vor ihr denselben Weg gewandert waren. Die Reisende war Liedermacherin und wollte unbedingt die Geschichten dieser Menschen in neue Melodien fassen. Sie machte sich also auf den Weg und begegnete bald einem Mitreisenden. „Bitte bring mir Deine Lieder bei”, bat sie ihn. „Wir singen hier nicht mehr viel“, erklärte der. „Unsere Lieder haben hier kein Echo.“ Er stimmte eine Melodie an. „Siehst Du?“ sagte er, als er fertig war. „Sch“, flüsterte die Reisende. „Ich glaub, ich höre etwas.“
Von August bis Dezember 2016 begrüssen wir im Ausstellungsraum Klingental die Gast-Kuratorin Kadiatou Diallo aus Südafrika.
Kadiatou Diallo ist interessiert an „neuen“ und „anderen“ Geschichten der jahrhundertealten Beziehung zwischen den zwei Kontinenten Afrika (bzw. dem globalen Süden allgemein) und Europa (bzw. der Schweiz). Formativ arbeitet sie an den Schnittstellen zwischen Wissen, Kunst und Gesellschaft. In ihrem Prozess geht es darum sich kollaborativ und experimentell an wichtige (wenn auch oft unbequeme) Fragen heranzutasten und neue Blickwinkel zu erfassen. Ihr Residency Project “SCH" ist ein solches Experiment.
SCH ist das Ergebnis unzähliger Gespräche, die sich seit Ende August ums Schweigen drehen.
Zusammen mit einer sehr gemischten Gruppe Mitreisender - Künstler*innen und Kulturschaffenden aus der Schweiz - beleuchtet sie die Geschichten von Menschen, die in der Schweiz leben, aber nicht wirklich dazu gehören (können) – unausgesprochene, verschwiegene, vergessene und vergrabene Geschichten.
SCH ist keine Ausstellung. Es ist eine Reihe von Begegnungen, die auf unterschiedlichste Weisen dem Schweigen widerstehen oder widerständig Schweigen, um aus dem stummen SCH Kompositionen zu schaffen, die Geschichten erzählen von SCHweigen, SCHweiz, SCHweiss, GeSCHIchte, SCHichten, SCHützen, SCHerzen, SCHämen, SCHreien, SCHwarz, falSCH, VerSCHchwinden…
SCH...ist und bleibt fragmentarisch, setzt sich fort und setzt sich auseinander mit der Frage wie sie Martin Dean über die „unsichtbare Menge“ stellt:
Wo werden ihre Biografien, ihre Lebensbedingungen und ihre Räume verhandelt? Haben wir Kulturschaffenden es verpasst, einem vergifteten Klima ein anderes, günstigeres entgegenzuhalten?
Das Gastkuratorium wird organisiert in Zusammenarbeit von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Atelier Mondial und Ausstellungsraum Klingental.
Für den Ausstellungsraum Klingental betreut von Daniela Brugger und Stephanie Nabholz.