AgroZenGarten

NINO BAUMGARTNER


26. April bis Oktober 2014


Special Event: Samstag, 21. Juni, 19 bis 22 Uhr

SARAH BERNAUER & GARRETT NELSON

 

Wie bitte, ihr habt einen Garten? Seit 40 Jahren darf der Ausstellungsraum Klingental in den grosszügigen Räumen im Erdgeschoss hinter der Klosterkirche Klingental Kunst veranstalten. Was nicht alle wissen: Zum Raum dazu gehört auch ein idyllischer, ruhiger, durch eine halbhohe Mauer vom Stadtraum abgegrenzter Garten, der dank einer Tür ab und an für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Im Sommer werden in diesem Garten die Vernissagen mit Feuer und Bar gefeiert, manchmal Ausstellungen in den Aussenraum erweitert und immer wieder findet er im Rahmen verschiedenster Veranstaltungen Verwendung. Für das Jahr 2014 hat der Ausstellungsraum Klingental den in Zürich und Bern lebenden Künstler Nino Baumgartner (*1979) eingeladen, eben diesen halböffentlichen Raum zu untersuchen, zu befragen und zu bespielen. Das sich in Etappen weiterentwickelnde Projekt mit dem Titel "Agro Zen Garten" wird am 26. April um 17 Uhr eröffnet.

In der asiatisch-buddhistischen Tradition werden Zen-Gärten aus Naturelementen wie Sand, Steinen oder Moos gestaltet. Nino Baumgartner entfernt sich in seiner "Agro-Zen"-Variante davon, indem er die Grundelemente durch westliche und technisierte Materialien ersetzt. Ein Ringen und Neuordnen zwischen Gestaltung, Material und Idee stellt sich ein. Was bestehen bleibt, ist die Idee des Gartens: Der von Menschenhand gestaltete Ort soll keine Antworten liefern, sondern Fragen stellen, ein Feld zum Nachdenken eröffnen sowie Raum für Interpretationen und neue Sichtweisen ermöglichen. Ein Zengartern verbreitet Ruhe, Konzentration und kann Tragfläche für freies Denken sowie für ein Neuorganisieren der Gedanken sein. Das vom Künstler überarbeitete Konzept pointiert diese Grundidee, indem es die tragenden Elemente durch aggressive Materialien wie Hard-Offroad-Räder und Asphalt ersetzt. Die westliche, generell als erobernde und kolonialisierend geltende Kultur schreibt sich mit den Offroad-Pneus ziemlich massiv in den Gartenraum ein. Diese Art von inszeniertem Wettstreit zwischen West und Ost um Ideen der Spiritualität geschieht dabei nicht ohne Augenzwinkern. Keine direkte Kritik an einem der Konzepte soll geübt werden, vielmehr will Nino Baumgartner aufzeigen, wie verschiedene Ideale zusammengebracht werden können, ohne sich dabei auszulöschen. Wo hinter einem Zengarten der Wunsch nach Freiheit und Reinheit, nach Abbau von Aggressionen und Stress steht, da setzt Nino Baumgartners "American Texas Style" Zen-Variante an. Er transferiert diese Wünsche in die Halböffentlichkeit des Klingental-Gartens, wo der Eingriff als Test eines solchen Gartens im Kunstkontext auch zu einem Kommentar zum oft hektischen und übertrieben gestressten Kunstalltag wird. Es wird sich zeigen, ob sich einige Kunst- und Kulturschaffende im Garten entspannen oder auf neue Ideen kommen werden. Gespannt darf man sowohl auf die Reaktionen des Publikums wie auch auf Baumgartners weitere Interventionen warten.

Der Garten ist zu den regulären Öffnungszeiten des Ausstellungsraums zugänglich.

Für den Ausstellungsraum organisiert und betreut von Lena Friedli

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