HIM HANFANG
Bild
Ernst Jandl: aus 'Fortschreitende Räude', 1966
Konzept, Sprache, Schrift. Die Ausstellung zeigt ausgewählte Basler Positionen zusammen mit Gästen aus dem Ausland: Bild gewordene Worte, vermeintliche oder echte Text-Bild-Bezüge, Pseuodobücher als Objekte, flüsternde Bildschirme; Symbole, Embleme, Zeichen sind ihr Gegenstand, begleitet von Auftritten und nicht ganz üblichen Lesungen.
Das Wort als elementare Kraft spukt durch diverse Schöpfungsmythen: Welten entstehen durch Worte – und wie Ernst Jandls Verballhornung des Johannesevangeliums zeigt, genügt ein einziger Laut, um alles umzukehren.
Doch wie wird das Wort zum Bild oder das Bild zum Wort? Seit Beginn des 20. Jahrhunderts spielt Sprache in der visuellen Kunst wie auch das Visuelle in der Literatur eine wesentliche Rolle – bei Duchamp, in Dada, Surrealismus, Ecriture automatique, Lettrismus bis zur Meta-Kunst des Konzeptualismus. Im mittlerweile 21. Jahrhundert erleben wir ein gelegentliches Revival der Konzeptkunst wie auch der Visualisierung von Sprache, quasi im Kontrast zur dominanten Bilderwelt. Grund genug, die Sprache in der Kunst und die Kunst in der Sprache im Basler Umfeld und anderswo auszuloten.
Der Ausstellungsraum Klingental, ein bereits traditioneller «artist‘s run space» auf dem Kasernenareal, zeigt ausgewählte Basler Positionen zusammen mit Gästen aus dem Ausland. Zwölf Projekte und 13 Personen, die sich vornehmlich oder auch nur gelegentlich mit sprachlichen Phänomenen auseinandersetzen und sich an den Schnittstellen von visueller Kunst und Literatur bewegen. Bild gewordene Worte, vermeintliche oder echte Text-Bild-Bezüge, Pseudobücher als Objekte, lautlose Bildschirme. Begleitet wird die Ausstellung von nicht ganz üblichen Lesungen. Eingeladen wurden die Künstlerinnen und Künstler auf Grund der Berührungspunkte von Arbeiten und Charakteren, die in einen Dialog miteinander treten werden, oder eher in ein vielstimmiges Gespräch.
So narren zum Beispiel Katharina Jesdinsky und Beat Brüderlin den Betrachter mit merkwürdigen Text-Bild Oppositionen, wobei bei der einen die Texte der Presse entnommen werden, bei dem andern die Bilder aus Enzyklopädien stammen. Vermeintliche Welterklärungsmodelle werden mit verwirrenden Texten versehen, prosaische Texte mit verwirrenden Bildern.
Alex Silber bläst in einem Wandbild Lettern auf und lässt «die Provinz überall Stadt» finden, der sprachpragmatisch orientierte Matthias Schamp liefert dagegen winzige «Ein-Buchstaben-Texte». Birgit Kempker begibt sich mit ihrem Sohn Anatol auf die Suche nach ihrem Vater – Handlung, Erzählung, geschriebene Worte und Musik vermischen sich in dem einstündigen Video «Quest».
Ilse Ermen und Reinhard Doubrawa stellen auf sehr unterschiedliche Weise isolierte Wörter in den Raum («Bedrohungslage», «Restrisiko»), Peter Morrens wirft Satzfetzen auf Schulheftpapier – «Point Blank Press» oder «Büro für direkte Sprache» nennen sich die improvisierten Blätter. Regula Abraham und Leo Bettina Roost widmen sich bevorzugt vorgefundenem Material – Schriftstücke werden geschreddert oder gefaltet, ihrer Ursprungsfunktion entfremdet. Bei Hansjörg Marti wird schliesslich der Gegenstand Konzept und Omar Alessandro gibt in seinen in seinen metakonzeptuellen Arbeiten Repliken auf die Konzeptkunst.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Alfred Richterich Stiftung. Die Produktion der Arbeit «Quest/Repère 1A» von Anatol und Birgit Kempker wurde unterstützt vom Kunstkredit Basel-Stadt.