THE ARTIST AND THE PHOTOGRAPH

MARKUS AMM, JOHN BEECH, FABIAN MARTI, BIANCA PEDRINA, FABIO MARCO PIROVINO, CLAUDIA WIESER
Kuratiert von CLARE KENNY

8. August bis 12. September 2010

Vernissage: Samstag, 7. August, 18 Uhr

Freitag, 3. September, ab 21 Uhr
Season Opening: DJ NOTERRITORY greift in seine Sammlung
mit Schellack-Raritäten.
Barbetrieb
Die Ausstellung ist von 15 bis 22 Uhr geöffnet.

 

Bild
Bianca Pedrina: Fatcat, 2010, Fotodruck

 

 

Sinn, Sichtbarmachung und Begriff der Fotografie sind fraglich geworden. Die Ausstellung erkundet das fotografische Objekt und die vielfältigen Methoden, mit denen Künstler/innen mit fotografischem Material umgehen: Sie untersuchen die Prozesse analoger und digitaler Bildherstellung, die Möglichkeiten des Drucks, die Art, wie das Objekt in den Raum gelangt. Fotografie wird zerrissen, geheftet, gefaltet, genäht, geknautscht, gerahmt. So entstehen Werke, die fotografische Objekte sind, aber auch eine Erforschung der Fotografie an sich.

Gezeigt werden Arbeiten von sechs Künstlerinnen und Künstlern, in denen fotografisches Material vorkommt. Alle diese  Künstlerinnen erkunden neben dem Medium der Fotografie genauso die Malerei, Zeichnung und Skulptur. Weshalb und wann entscheidet sich eine Künstlerin oder ein Künstler für die Fotografie: Wie beeinflusst das deren Bedeutung, Inhalte, Kontext?

Markus Amm (1969, D, lebt in London) zeigt zwei für die Ausstellung entstandene Werkserien. Die einzelnen Frames der ersten Serie erscheinen schwarz bis auf eine Ecke, die vor Überbelichtung durch eine Münze geschützt war. Montiert hinter hoch spiegelndem Glas, tragen die Bilder die Spuren früherer Präsentationen wie Narben. Sie reflektieren den Raum, sind Zeugen der darin gezeigten Kunstwerke und absorbieren diese zugleich als Teil ihrer selbst. Amms zweite Serie entstand in der Dunkelkammer. Er faltete das Papier und setzte es der Belichtung aus, faltete und belichtete es, so dass aus vielen Lagen von Weiss und Schwarzstufungen eine abstrakte Form entstand, die mit dem dreidimensional gewordenem Papierobjekt zusammenspielt.

John Beech (1964, GB, lebt in New York) zeigt eine Auswahl seiner übermalten Fotografien: Fundstücke, deren einzelne Elemente er mit Malerei hervorhebt und verbirgt und so ein Spiel treibt mit dem originalen Bild, seiner Sprache und Interpretation. John Beechs Arbeit wurzelt dabei in der Kunstgeschichte, besonders der Konkreten Kunst und Minimal Art. Sein Zugang ist dabei sehr eigen und auf der Höhe der Zeit.

Fabian Marti (1979, CH, lebt in Zürich) stellt die Abbildbarkeit der Realität mittels Fotografie gänzlich in Frage. Seine Bilder entstehen ohne Kamera: er kratzt direkt ins Negativ, arbeitet mit Teilbelichtungen und Fotogrammen. Ein Scanner übernimmt die Rolle der Kamera. Gedruckt im grossen Format erscheinen die delikaten Interventionen als bildhafte Gesten und Lineaturen. Auch Martis Objekte verwenden fotografische Quellen; die in der Ausstellung gezeigten Masken sind Resultat von 3-D-Bildverfahren, welche das flache Bild zum Objekt gerendert haben.

Fabio Marco Pirovino (1980, CH, lebt in Basel und Zürich) benutzt digitale Fotobearbeitungsprogramme und kombiniert dabei Fotos, Zeichnung und Aquarell. Wie in einem persönlichen oder fiktiven Archiv montiert er die Vielzahl der Bilder zu intrigierenden Erzählungen, deren Lücken wir mit eigenen Spekulationen und Fantasien bestücken. Muster und Formen in scheinbar unendlicher Wiederholung erinnern dabei an die Wiederholbarkeit und Authentizität, die dem Medium Fotografie innewohnt.

Bianca Pedrina (1985, CH, lebt in Basel) verwandelt fotografierte Architektur in Skulpturen. Die leeren Ausschnitte gebauter Räume abstrahiert sie dabei so sehr, dass wir uns Form und Struktur des Abgebildeten in der Gestalt des Objekts ganz neu erschliessen. Bild als Abbild und Bild als Objekt verwirren sich und stellen uns vor ein visuelles Rätsel: Was sehen wir eigentlich? Ecken und Kanten der flachen Fotografie lassen neue Räume entstehen. Das Resultat ist ein sichtbarer Raum, wo keiner ist. Die dreidimensionale Fotografie erschliesst eine dritte Ebene und damit neue Möglichkeiten der Raumerfahrung und Bildwahrnehmung.

Claudia Wieser (1974, D, lebt in Berlin) verbindet Architekturbild, Keramik und Bildästhetik zu komplexen Referenzsystemen. Ihre abstrakten Formen und präzisen Arrangements sind unter anderem von der Ästhetik des Bauhauses inspiriert. Die Ausstellung zeigt gerahmte Seiten antiker Bücher, wobei die Künstlerin die abgebildeten Interieurs mit geometrischen Mustern und Blattvergoldung überarbeitet.

Mit Dank an Herald St Gallery London (Markus Amm), Galerie Giséle Linder Basel (John Beech), Galerie Peter Kilchmann Zürich (Fabian Marti), Abbt Projects Zürich (Fabio Marco Pirovino), Galerie Ben Kaufmann Berlin (Claudia Wieser).

Für den Ausstellungsraum Klingental organisiert von Leif Bennett.

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