RAUMREIBEREI - Eine Installation in drei Akten
Bild
Katharina Anna Wieser: Raumreiberei, 2010, Installation
«Wir können uns in Ecken drängen und in Winkeln verstecken, zur Decke und auf die Stufen liegen. Räume atmen und haben ein Gedächtnis, sie spiegeln ihre Besucher wieder, auch wenn diese nur zwischenzeitlich präsent sind. Räume sind wertfrei, aber nicht neutral. Für den Philosophen Gaston Bachelard waren Häuser Gefässe, grosse Integrationsmächte unserer Gedanken, Träume und Erinnerungen...»
Für den Ausstellungsraum Klingental entsteht ein Raum auf Zeit. Dieser Raum wird zu einem Labor des Alltäglichen, zu einem Zufluchtsort. Raumreiberei ist ein Experiment und eine Narration – eine Organisation von Zeit. Die raumgreifende Installation von Katharina Anna Wieser, deren Arbeiten sich durch die sorgfältige Auseinandersetzung mit architektonischen Strukturen und Dimensionen auszeichnet, ist als eigenständiges Werk zu betreten.
Während einer Nacht - der Museumsnacht Basel - wird die Installation fragmentarisch erweitert durch die KünstlerInnen Simone Schorro, Isa Wiss, Irina Lorez, Marc Unternährer und Julian Sartorius, die aus den Sparten Musik, Tanz und Performance kommen. Die Installation sowie die fragmentarische Erweiterung „Der Morgen, der Abend, Die Nacht“ sind ein Gesamtwerk, wenn auch einzelne Elemente als singuläre Arbeiten funktionieren. Der Prozess wird dokumentiert und grafisch interpretiert von Patrick Rohner.
Welche Funktionen haben die Zimmer in unseren Häusern, ausser dass sie uns Schutz vor der Witterung und fremden Blicken bieten? Von welchen Einflüssen wird ihre Atmosphäre geprägt? Wo beginnt das Vertraute zu Ersticken, die Geborgenheit zu beengen? Warum bietet mein Schlafzimmer mehr Intimität als eine Kathedrale? Wie sind wir imstande, Räume mit unseren Erinnerungen zu prägen, in ihnen Spuren zu hinterlassen? Mit diesen und weiteren Fragen setzt sich Nadine Wietlisbach seit geraumer Zeit auseinander, sie bilden die Ausgangslage für dieses Projekt.
Die drei Akte gliedern und beziehen sich auf drei Zeiträume, die der Mensch innerhalb der festgelegten 24 Stunden eines Tages erlebt: Der Morgen, der Abend und die Nacht. Ausgehend von subjektiv sowie allgemein wahrnehmbaren Eigenschaften dieser drei alltäglichen Zeitabschnitte hat die Kuratorin einzelne dramaturgische Erzählstränge definiert. Die drei Akte haben einen Anfang und ein Ende, diese Bilder wurden in den Workshops erarbeitet und festgelegt, was sich in der Zeitspanne dazwischen abspielt sind freie Improvisationen. Dieser Ablauf bildet die dramaturgische Struktur des Abends, an welchem die Installation von Katharina Anna Wieser szenisch erweitert wird.
Für das Publikum dient die Skizze der drei Akte als Orientierung, wenngleich die Strategie, die Gliederungnicht jederzeit erkennbar sein muss. Jede/r einzelne Besucher/in bestimmt dieDauer des Zuschauens selbst, und vermag daher die narrative Struktur nur bedingt zu erschliessen. Diese Form der zufälligen Fragmentierung, die mit Vorenthaltung und Offenlegung spielt, ist eine bewusst gewählte Erzählform. Währenddes gesamten Abends - die Zeitspanne beträgt ungefähr 6 Stunden - befinden sich die Künstlerinnen und Künstler auf derselben Fläche wie das Publikum.
Das Projekt wird grosszügig unterstützt vom FUKA-Fonds, dem Kanton Luzern und derErnst Göhner Stiftung.
Für den Ausstellungsraum Klingental organisiert von Thomas Heimann.