Mitgliederausflug 2009

Industriegeschichte in der Nagelfabrik Winterthur
mit
CHRISTIAN RATTI

Samstag, 3. Oktober 2009

 

Der Künstler Christian Ratti war an der Ausstellung "Welt in Sicht II" im Ausstellungsraum Klingental mit der Installation «Rübli 29.X.41» vertreten. Sein grosses Wissen im Bereich der Industriekultur und -geschichte, das er anlässlich des Werkgespräches erläuterte, stellte den Bezug zur Nagelfabrik in Winterthur her. Denn Christian Ratti ist in der «Nagli» als Betriebs- und Museumsführer tätig. So führte uns der Mitgliederausflug 2009 in die Museumsstadt Winterthur. Die üblichen Museen liessen wir vorerst links liegen und fuhren direkt weiter ins Industriegebiet Winterthur Grüze. In unmittelbarer Nähe vom Bahnhof befindet sich die Schweizerische Nagelfabrik (www.nagli.ch). Dort erwartete uns Christian Ratti zur exklusiven Führung durch die über hundertjährige Produktionsstätte für Metallstifte.

Im Empfangsraum mit Ausstellung zur Industriegeschichte Winterthurs legte er uns die historischen Zusammenhänge und die aktuelle Situation in der Metallindustrie dar. Der Rundgang durch die aktuellen Produktionshallen vermochte uns manch ein "Aha" und "Oh" zu entlocken. Als wir dann in den Maschinenraum mit fünf vertikalen Schlagmaschinen zur Herstellung von Fensterstreichern, Bezeichnungskopfnägeln und Stiften kamen, war die Begeisterung gross. Ob Frau oder Mann, diese riesigen Maschinen zur Herstellung eines simplen Alltagsgegenstandes faszinierten, obwohl Christian Ratti in sachlicher und einleuchtender Weise die Produktion von der Drahtrolle zum Nagel erklären konnte. Es sind die verschlungenen und schmierigen Wege, die labyrinthischen Bahnen und Bolzen, die aus dem Nagel mit Kopf einen Wertgegenstand machen. Auf jeden Fall versetzte uns der Geruch von Stahl und Öl in einen euphorischen Zustand. Als dann noch die historischen Maschinen mit Lederriemenantrieb angeworfen wurden, war es zwar ohrenbetäubend laut. Aber auf solch körperlich erfahrbare Weise ein Stück fast vergessene Industriekultur erleben zu dürfen, war schon sehr eindrücklich.

Zum Schluss des Rundgangs wurden wir noch in ein kleines separates Kämmerlein geführt, wo in naher Zukunft eine noch viel ältere Methode der Nagelproduktion zu sehen sein wird. Christian Ratti engagiert sich für die Wiederinbetriebnahme einer Schmiedestelle, wo die Museumsbesucherinnen und -besucher mit Hammer und Amboss eigene Nägel schmieden können.

Nachdem wir unsere Taschen mit den unterschiedlichsten Nägeln gefüllt hatten, waren wir reif für eine kleine Stärkung. Anschliessend spazierten wir durch Arbeitersiedlungen zum Fotomuseum. Nur ein kleiner Teil unserer Gruppe war noch offen oder fähig, die Ausstellung im Fotomuseum zu besuchen. Der Rest setzte sich an die Oktobersonne des Museums-Restaurants, wo die starken Eindrücke der Nagelfabrik verarbeitet wurden.

Den Daheimgebliebenen erzählt noch heute ein enormer Nagel im Büro des Ausstellungsraum die Erlebnisse dieses Mitgliederausfluges.

Für den Ausstellungsraum Klingental organisiert von Bruno Steiner.

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