GLÜCKSMASCHINE

Eine Gruppenausstellung im Selbstversuch

IRIS BAUMANN, MONIKA DILLIER, MARTINA GMÜR, FRÄNZI MADÖRIN, MUDA MATHIS, BARBARA NAEGELIN, CHRIS REGN, ANDREA SAEMANN, MARIA MAGDALENA Z’GRAGGEN, SUS ZWICK

30. März bis 27. April 2008

Vernissage: Samstag, 29. März, 18 Uhr
mit einer Performance
von Andrea Saemann, Broll und Freundin
um 20 Uhr

Mittwoch, 9. April, 19 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit den Künstlerinnen und:
Klaus Halter, Arzt  (zum Thema Wetterfühligkeit), Andrea Thal, Les Complices Zürich (zum Thema Sex), Susann Wintsch, Kunsthistorikerin Zürich (zum Thema Arbeiten mit dem was man hat) und Annina Zimmermann und Isabel Zürcher (Gesprächsleitung)

 

Bild
Die Künstlerinnen

 

 

Die Ausstellung der zehn Künstlerinnen ist als Experiment angelegt: als empirisches Nachdenken über das Format der Gruppenausstellung. Eine Maschinerie verdichtet die Arbeiten zu einem Gesamtbild, das mehr und anderes ist als die Summe einzelner Arbeiten.

Seit 1998 trifft sich in Basel diese lose Gruppierung von Künstlerinnen an sog. «Tischgesprächen» über künstlerische Strategien. Dabei stehen Fragen der Kunstproduktion, -politik und -rezeption im Zentrum, aber auch eine Reihe kollektiver Projekte. Der Gruppe gemeinsam sind die Lust am Austausch und der Entscheid, das Produktionsumfeld genau so zu pflegen wie das eigene Kunstprodukt. Im Luzerner Ausstellungsraum für aktuelle Kunst «o.T.» zeigten sich 2006 die Künstlerinnen das erste Mal im Format einer Ausstellung. Dazu wurde «meine Chinesin» (sprich: 'ma Chine') entwickelt und ein erstes Mal getestet. Auch für Basel stand am Anfang der Entscheid, die Werke in einem gemeinsamen Setting vorzustellen, das dem breiten Medienspektrum – von der Videoarbeit über Zeichnungen und Malerei bis zur mit Sound belebten Skulptur – Rechnung trägt. Die technischen Hilfsmittel wie Monitore, Lichter, Projektoren und Tonanlage usw. werden über eine zentrale Steuerung geführt, um Übergänge von Bild, Ton und Licht zu schaffen und die individuellen Auftritte der Künstlerinen inhaltlich und formal zu verzahnen. Das Gesamtbild ist eine Art Show, die in rund 30 Minuten das Publikum durch die Ausstellung führt.

Wie hält man sich im Sattel? Wie taucht man in orgiastisches Licht? Inhaltlich beschäftigen sich die Arbeiten mit Kommunikation und Gebärden und verschiedenen Werkzeugen zur Bewältigung des Lebens. Während Fränzi Madörin im Warenhaus ihr Glück in Gestalt einer Küchenmaschine findet, preisen Muda Mathis und Sus Zwick in ihrer Videoarbeit den Sex im Winter. Chris Regn und Andrea Saemann haben unter Verwendung von Material ihrer Kolleginnen deren Leitmotive herauskristallisiert: Die Themen Seele, Wetterfühligkeit und Sex verarbeiten sie in einem Videobeitrag und in einer Performance zur Vernissage.

Letzlich ist eine jede ihres Glückes Schneiderin: Eine Nähmaschine verhilft im Video von Iris Baumann der Protagonistin zum grossen Auftritt («Rita», 2006, in einer neuen Bearbeitung).

In diesem Reigen aus Gedichten, Liedern und Bildern leuchten immer wieder die vielgestaltigen Lampen und Zeichnungen auf Monika Dillier: Weltkugel, Augenhöhlen, Schürzenbändel. Daneben raschelt Chris Regns Vorhang aus Magnetbändern verheissungsvoll wie eine leere Bühne im Scheinwerferlicht. Im Schatten des Vorhangs beginnt der stillere Teil der Ausstellung, wo sich mit Maria Magdalena Z’Graggen und Martina Gmür zwei Malerinnen begegnen. Z’Graggen trägt ihre Auseinandersetzung mit Malerei anhand von Farbe auf Papier aus und arbeitet sich dabei aus der Abstraktion bis zur Ahnung einer Figuration vor. Gmür wiederum gelingen umgekehrt figürliche Konstellationen – ein paar Bananen, ein Bauch, ein Paar Stiefel – mit wenigen Andeutungen, deren Bescheidenheit ihre emotionale Intensität steigern.

Im gegenüberliegenden Annex finden die Künstlerinnen dann noch einmal als Personen zusammen, in einer von Barbara Naegelin orchestrierten Videoprojektion. Wie ein Suchscheinwerfer lässt Naegelin den Projektor die Wände abtasten; im Lichtkegel entsteht so die Rekonstruktion eines Wohnzimmers, in dem die zehn Frauen immer wieder neu aufeinander treffen, in das aber auch die Beobachtenden eintreten können.

Bisherige gemeinsame Arbeiten (in wechselnder Zusammensetzung):
1998    Publikation des «1. Manifest für grosse und angesehene Künstlerinnen»
1999    Durchführung des «internationalen Kongresses für künstlerische Strategien»
2004    Aufnahme der «Tischgespräche», lose, monatliche Fachgespräche unter Kunstschaffenden
2005    «Songs» Performances Basel
2005    «Meisterwerke», Ausstellung, Hochschule der Bildenden Künste Hamburg
2005    «Hausgeschichten» Fest
2006    «Meine Chinesin», Ausstellung, «o.T. Raum für aktuelle Kunst», Luzern
2007    «Zuckerbrot und Peitsche», Aktion im M54 Visarte Basel
2007    «Purity and Danger», Aktion auf dem Basler Münsterplatz, zur Sonderausstellung im Museum der Kulturen «Rot»

Die Ausstellungsmaschinen der Künstlerinnen werden entwickelt und organisiert im Gespräch mit Lisa Fuchs (o.T.) und Annina Zimmermann (Ausstellungsraum Klingental).

www.art-tv.ch gibt Einblick in die Ausstellung und ein kurzes Interview mit einigen der Künstlerinnen.


Für den Ausstellungsraum Klingental organisiert von Annina Zimmermann.

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